Alpentour 2006: Venedig -> Wien (Teil 1/4)


Unsere Planung für die Venedig-Wien-Tour begann im Herbst 2005 mit der Idee, die sicherlich jeder Reiseradler schon hatte, dass es toll wäre, von zu Hause aus über die Alpen ans Meer zu radeln. Schnell war klar, unser Ziel sollte Venedig sein. Die Rückreise wollten wir mit dem Nachtzug antreten, um mit den schweren Rädern nicht umsteigen zu müssen. Doch leider erwies es sich als unmöglich, für die Rückfahrt im Nachtzug Stellplätze für unsere Räder zu reservieren, die wir aber natürlich nicht in Venedig lassen wollten. Auch der Vorschlag des überaus hilfreichen Mannes von der Radfahrer-Hotline der Bahn, wir sollten die Räder doch einfach mit einer Spedition nach Hause schicken, half nicht wirklich weiter.

Daher entschieden wir uns zunächst, Tickets für die Hinfahrt nach Venedig zu kaufen und von dort zurückzuradeln. Im Laufe des Winters entstand dann bei der Planung der Route die Idee von Venedig nicht nach Köln, sondern nach Prag zu radeln. Wir hofften, dass wir von dort schon irgendwie wieder nach Hause kommen würden.


So standen wir also an einem Freitag abend Ende Juli endlich mit den vollgepackten Rädern am Kölner Hauptbahnhof, um nach Venedig zu fahren. Das Abteil im Zug hatten wir größtenteils für uns, unsere Mitreisenden stiegen erst zu, als wir schon schliefen und gingen morgens um 6 Uhr schon wieder, dafür war allerdings die Klimaanlage defekt. Aber es war toll, am nächsten Morgen aufzuwachen und die Berge zu sehen.

Unserer Ankunft in Venedig sahen wir mit gemischten Gefühlen entgegen, weil wir nicht wussten, wie wir mit den Rädern zur Autofähre zum Lido kommen würden, ohne allzuviele Brücken überqueren zu müssen. Unsere Bedenken erwiesen sich jedoch als unbegründet, da man den Bahnhof nicht nur durch den Haupteingang verlassen kann, sondern auch über die Gleise in Richtung Stellwerk gehen kann, von welchem aus man auf die Autostaße zur Insel Tronchetto und zur Autofähre zum Lido gelangen kann. Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft waren wir auf der Fähre und bald danach hatten wir auch den Campingplatz gefunden, den wir uns zu Hause schon rausgesucht hatten.

Den folgenden Tag verbrachten wir natürlich mit einer Stadtbesichtigung, bevor es Montags morgens endlich auf die Räder gehen sollte. Als wir morgens aufwachten, erwartete uns statt dem strahlenden Sonnenschein der letzten Tage ein bedeckter Himmel, der gefährlich nach Regen aussah. Zumindest schafften wir es noch, unser Zelt einzupacken, bevor es anfing zu regnen, dafür musste jedoch das Frühstück ausfallen. Zum Glück hörte es jedoch bald wieder auf zu regnen, so dass wir schon bald unsere Sonnencreme brauchten.


Unsere erste Etappe führte uns zunächst einige Kilometer an der Küste und dann auf kleinen, ruhigen Nebenstraßen an der Piave entlang in Richtung der Dolomiten. Nach etwa 100km erreichten wir abends Vittorio Veneto, von dort aus konnte man schon die Berge sehen. Da es in Vittorio Veneto und Umgebung offenbar keinen Campingplatz gibt, nahmen wir uns ein Zimmer in einem sehr netten Hotel mit Klimaanlage.

Der nächste Morgen brachte direkt bei der Abfahrt eine Begegnung mit sich, wie wir sie in den nächsten Wochen noch öfter haben sollten. Ein alter Mann sah uns mit unseren Rädern und wollte natürlich wissen, wo wir herkommen und wo wir hinfahren. Leider sprechen wir kaum Italienisch, so dass wir uns hautpsächlich mit Händen und Füßen und durch die Nennung von Ortsnamen mit ihm verständigen konnten. Seine Begeisterung, als er merkte, dass wir in die Dolomiten fahren wollen, trug deutlich zur Motivation für die Bergetappen, die uns an diesem Tag bevorstanden, bei.

Hatte es bei unsere Abfaht in Venedig morgens noch geregnet, war an diesem Morgen davon nichts mehr zu bemerken. Wir fuhren zunächst auf der SS51 Richtung Ponte nelle Alpi und Cortina d'Ampezzo, die auf diesem Stück noch parallel zur Autobahn verläuft, so dass hier deutlich mehr Radfahrer als Autos unterwegs waren. Dieses Bild änderte sich leider hinter Ponte nelle Alpi, da dort die Autobahn endet, so dass wir in Longarone beschlossen, auf eine kleine Seitenstraße nach Zoldo Alto abzubiegen. Hier machte das Radeln natürlich viel mehr Spaß als auf der stark befahrenen Hauptstraße, aber dafür waren die Berge teilweise auch ganz schön steil, so dass wir froh waren, als wir endlich den Campingplatz erreicht hatten, auch wenn dieser einer der schlechtesten Campingplätze war, die wir auf der ganzen Tour gesehen haben.


Am nächsten Morgen stand uns unser erster Pass bevor, der Passo Cibiana mit 1530 Metern Höhe, von denen wir an diesem Morgen jedoch "nur" noch etwa 600 Höhenmeter bewältigen mussten. Während der Auffahrt überholte uns kurz vor der Passhöhe eine Gruppe von Rennradfahrern, die wir sehr um ihre leichten Räder beneideten. Sie gaben uns, aufgrund unserer mangelnden Italienschkenntnisse, mit Händen und Füssen zu verstehen, dass wir es fast geschafft hatten und ca. 15 Minuten später waren wir tatsächlich oben. Leider versprach die Abfahrt nicht dass, was wir uns erhofft hatten, da die Straße in einem sehr schlechten Zustand war und nicht gut einzusehen war, so dass wir mehr bremsen mussten als wir rollen lassen konnten.

Am Ende der Abfahrt stießen wir wieder auf die SS51 Richtung Cortina d'Ampezzo. Parallel zur Straße verlief ein Radweg auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse, dem wir bis Cortina folgten, wo wir einen ganz netten Campingplatz fanden. Den nächsten Tag nutzten wir zum Wäschewaschen und für eine kleine Stadtbesichtung. Abends trafen wir auf dem Campingplatz noch einen Radler aus den Niederlanden, der an diesem Tag aus Toblach, unserem Ziel für den nächsten Tag, gekommen war. Wir folgten jedoch am nächsten Tag nicht seiner Empfehlung, über den Passo Tre Croci und am Lago di Misurina vorbei zu fahren, sondern folgten weiter dem Ragweg auf der ehemaligen Eisenbahntrasse. Der Radweg verlief größtenteils fernab der Straße durch die Berge, vorbei an ehemaligen Bahnhöfen und durch alte Eisenbahntunnel. Auch die Steigung war durch die frühere Funktion der Strecke sehr moderat. Kurz nach dem Dürrensee, auf der Abfahrt nach Toblach begann es heftig zu regnen, so dass wir vom geschotterten Radweg auf die Straße wechselten, um uns in Toblach schnell irgendwo unterstellen zu können.

Zum Glück hörte der Regen bald auf und wir verließen Toblach auf dem Drau-Radweg in Richtung Lienz. Auf dem Weg durchs Pustertal fuhren unsere Räder fast wie von selbst, denn Lienz liegt auf 1200 Meter, während das nur etwa 45km entfernte Lienz auf nur 700 Metern liegt.

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